Zukunftswald: EU-Projekt mit HSWT-Beteiligung forciert nachhaltigen Waldumbau auf regionaler Ebene

  • Datum: 26.06.2024
Seitliche Draufsicht auf einen dichten Miscihwaldbestand, aus dem Nebel hochsteigt vor dem Hintergrund eines hellen Himmels
© Julian Leitenstorfer

Im EU-LIFE Projekt "Future Forest" im Landkreis Landsberg am Lech ist es gelungen, ein einfaches System für Waldbesitzende zur Beurteilung ihrer Wälder zu entwickeln. Dabei werden Wälder mit Fokus auf intensiv durchwurzelte und regenwurmreiche Böden umgebaut und Ökosystemleistungen des Waldes in Wert gesetzt. 

Bei der Abschlussveranstaltung im Juni 2024 in Landsberg stellten die Forschenden die 28-seitige „Praxisanleitung für nachhaltigen Waldumbau“ vor. Diese enthält die wichtigsten Projektergebnisse und die im Projekt entwickelte „Waldeinwertung“ sowie zwei Modelle für die regionale Honorierung von Ökosystemleistungen des Waldes. Bei einer Exkursion in zwei einbezogene Waldbestände der Gemeinden Scheuring und Weil vor Ort wurden praxisrelevante Ergebnisse vorgestellt. Zusätzlich zur Praxisanleitung gaben die Projektbeteiligten im März das „Handbuch für nachhaltigen Waldumbau“ heraus. 

Fokus auf den Boden

Ein Team um Leiter Prof. Dr. Stefan Wittkopf von der Fakultät Wald und Forstwirtschaft sowie vom Institut für Ökologie und Landschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) begleitete das Projekt wissenschaftlich. Auf 10.000 Hektar wurden im Projekt Waldflächen vorbereitet, um lebendigen Boden mit vielen Feinwurzeln und hoher Regenwurmdichte zu schaffen. Die HSWT untersuchte unter anderem das Wachstumsverhalten verschiedener Baumarten sowie die Zersetzung von Blättern, Nadeln und Rinde. Darüber hinaus haben Forschende und Studierende Feinwurzelmengen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Wald gemessen und Modelle entwickelt, um Ökosystemleistungen auf regionaler Ebene zu honorieren. 

Das Projekt fokussierte sich überwiegend auf den Boden. Dabei untersuchten die Projektbeteiligten Feinwurzelmengen in unterschiedlichen Tiefen und Regenwürmer unter verschiedenen Baumarten. Mit 38 Dendrometern wurden Baumumfang und Temperaturen gemessen, um Zuwächse und Waldinnentemperaturen verschiedener Baumarten über drei Jahre zu erfassen. Die meisten Aufnahmen, Auswertungen und Präsentationen erfolgten in studentischen Projektwochen mit HSWT-Studierenden des Bachelorstudiengangs Forstingenieurwesen sowie in Abschlussarbeiten. 

Self-Assesment-Tool für Waldbestände und Vergütungssysteme 

Entscheidende Resultate des Forschungsvorhabens sind ein vierstufiges Einwertungssystem („Self-Assessment-Tool“) für Waldbestände mit Fokus auf lebendige Böden und zwei darauf aufbauende Vergütungssysteme für Ökosystemleistungen des Waldes. Das eine System ist eine auf alle Wälder anwendbare Zukunftswaldprämie, die bereits in der Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg umgesetzt werden konnte; das andere System konzentriert sich auf Wälder in Trinkwasserschutzgebieten und adressiert die Wasserversorger als Prämiengeber.

„Das im Projekt entwickelte, schon digital anwendbare Einwertungstool und die Vorschläge für Vergütungssysteme sollen dazu beitragen, dass schnell mehr solche Wälder entstehen und durch geeignete Bewirtschaftung erhalten werden“, sagt Christian Diehl, Doktorand und Projektbearbeiter an der HSWT. Das Einwertungssystem wurde innerhalb des Projektes digitalisiert und kann über eine kostenlose App mit dem Smartphone im Wald durchgeführt werden. Allen Interessierten wird eine Einführung in das Einwertungssystem und die Benutzung der App am 26. Juni 2024 in einer Online-Schulung via Zoom angeboten (Einladung und Anmeldemöglichkeit). 

Weiterführende Informationen 

Weihenstephan – Finanziert durch das EU-Programm LIFE startete das Projekt im September 2020 und endet nach Verlängerung am 30. Juni 2024. Projektpartner sind Stadt und Landkreis Landsberg, der Markt Kaufering, die Gemeinden Fuchstal, Igling, Obermeitingen und Scheuring. Weitere Informationen erhalten Sie auf dieser Projektseite der HSWT

Gerne vermitteln wir einen Interviewtermin mit den Projektbeteiligten der HSWT.

  • Mitten in einem lichten Wald vor dem Hintergrund großer Bäume erklärt ein Mann anhand einer Schautafel etwas, eine Gruppe aus circa zehn Personen blickt in seine Richtung
    Ludwig Pertl, Gewinner des Sonderpreises "Nachhaltigkeit Wald" im Rahmen des Deutschen Waldpreises 2021, erläutert an einem Profil am Bodenlehrpfad im Gemeindewald Scheuring den Waldumbau mit Fokus auf lebendigen Boden. © Stefan Wittkopf
  • Zwei Männer vor bewaldetem Hintergrund, der rechte hat etwas in seinen Händen und erklärt etwas dazu, der linke schaut interessiert zu
    Franz Rösl (rechts), Vorsitzender der Interessensgemeinschaft (IG) gesunder Boden, erläutert im Laub-Dauerwald von Raimund Hofmann (links), Deutscher Waldbesitzer des Jahres 2022, die Bedeutung des Mikrobioms im Waldboden. © Stefan Wittkopf
  • Vier männliche Personen sitzen hinter einem langen Pult in einem Hörsaal, im Hintergrund sieht man eine Präsentation auf der Leinwand
    Abschließende Podiumsdiskussion mit (v. l.) Franz Rösl (IG gesunder Boden), Prof. Dr. Stefan Wittkopf (HSWT), Dr. Franz Ehrnsperger (Neumarkter Lammsbräu, Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V. und Mitglied des Hochschulrats der HSWT) und Erwin Karg (Bürgermeister der Projektpartnergemeinde Fuchstal, die das Future Forest Prämiensystem bereits umgesetzt hat) © Ludwig Pertl

Pressekontakt

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