• Laufzeit: 01.09.2020 – 30.06.2024
  • Schwerpunkt: Klimawandel
  • Forschungsstatus:  Abgeschlossen

Sustainabilisation of forests and soils and valorization of the achieved ecosystem services in the county of Landsberg (Life Future Forest)

HSWT

Nachhaltige Stabilisierung von Wäldern und Böden und Inwertsetzung der erzielten Ökosystemleistungen im Landkreis Landsberg

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) war wissenschaftlicher Partner des EU-Umwelt- und Klimaprojekts "Future Forest" unter der Federführung des Landkreises Landsberg am Lech in Oberbayern. Das Modellprojekt hatte zum Ziel, den Waldboden zu verbessern, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren und die Ökosystemleistungen des Waldes in Wert zu setzen. Finanziert wurde es durch das EU-Finanzierungsinstrument "LIFE". Das Projekt endete nach Verlängerung erfolgreich am 30. Juni 2024.

Das Landsberger Projekt leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass dauerhaft nachhaltige Bewirtschaftungsansätze für Wälder und Waldboden EU-weit akzeptiert und breit umgesetzt werden können. Ökosystemleistungen wurden gefördert, gemessen und bewertet: Holzmenge und -qualität können somit steigen, indem Wälder und Böden optimal entwickelt werden. Eine Holzernte, bei der die Rinde im Wald belassen wird, eine höhere Feinwurzeldichte und ein größeres Regenwurmvorkommen durch geeignete Baumartenwahl können die Bodenqualität und Artenvielfalt stärken.

Ein weiteres Ziel war es, das Wasserrückhaltevermögen des Waldes sowie die Verfügbarkeit und Qualität des Trinkwassers für die Region zu erhöhen sowie einen Anstieg der CO2-Speicherkapazität des Waldes und der Wurzelmasse zu erreichen. Ein neuer Ansatz, der mit dem Projekt eingeführt wurde, war es, die Trinkwasserqualität und Sauberkeit der Luft als wirtschaftliche Faktoren zu bewerten, statt wie bislang lediglich auf die Holznutzung zu schauen.

Die HSWT führte als wissenschaftlicher Partner beispielsweise Studien zum Wachstumsverhalten verschiedener Baumarten durch und untersuchte, wie schnell Blätter, Nadeln und Rinde zersetzt und somit wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt werden. Darüber hinaus haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierenden Feinstaubbelastung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Wald gemessen und Modelle entwickelt, Ökosystemleistungen auf regionaler Ebene zu honorieren. Auf 10.000 Hektar Waldfläche entstanden im "Future Forest" so bis Projektende Juni 2024 "lebendige Böden", die rund 240.000 Tonnen CO2 speichern können. Projektpartner waren Stadt und Landkreis Landsberg, der Markt Kaufering, die Gemeinden Fuchstal, Igling, Obermeitingen und Scheuring sowie der Privatwald mit der Waldbesitzervereinigung Landsberg.

Ergebnispublikationen zum Projekt "Life Future Forest"

Abb. 1: Von einem Ahornbestand intensiv durchwurzelter Schotterboden im Wasserschutzwald Abteilung Hartmahd der Stadt Landsberg
Abb. 2: Streukasten in einem Fichtenbestand im Westerholz bei Kaufering zur Untersuchung der Zersetzung von Streu verschiedener Baumarten
Abb. 3: Elektronisches Dendrometer zur laufenden Erfassung des Brusthöhendurchmessers an einem Grundflächenmittelstamm in einem Fichtenbestand im Westerholz bei Kaufering
Abb. 4: Detailaufnahme eines elektronischen Dendrometers
Abb. 5: Vor Ort im Projektgebiet Stadtwald Landsberg (von links): "Future Forest"-Projektmitarbeiter Ludwig Pertl mit Michael Siller, Leiter städtisches Forstamt Landsberg am Lech, und Prof. Dr. Stefan Wittkopf von der Fakultät Wald und Forstwirtschaft de

Bestehende Umweltprobleme als Motivation für dieses Projekt

In diesem Projekt sollte gezeigt werden, dass ein Wechsel von reinen Nadelholzwäldern hin zu einer Mischung aus Nadel- und Laubholz bereits während der Projektlaufzeit einen deutlichen Zuwachs an Ökosystemleistungen bringen kann. LIFE Future Forest stellte in einer sozioökonomischen Perspektive eine direkte Verbindung zwischen den Behörden von Stadt und Landkreis Landsberg mit einem sektorübergreifenden System zur Inwertsetzung des Zuwachses dieser Ökosystemleistungen dar. Ein System zur Valorisierung der CO2-Speicherung und Trinkwasserbereitstellung wurde beispielhaft entwickelt und soll helfen, Umweltprobleme zu vermeiden, die aufgrund einer nicht nachhaltigen Waldbewirtschaftung entstehen und sich langfristig auf Boden und Wasser sowie deren Ökosystemleistungen auswirken.

Diese Umweltprobleme sind im Einzelnen:

  1. Angesichts der sich ändernden Klimabedingungen sind reine Nadelholzwälder nicht mehr nachhaltig und werden letztendlich zu einem Verlust der folgenden Ökosystemleistungen führen:

    a) Aufgrund der abnehmenden Wasserverfügbarkeit im Land, aber auch in ähnlichen Situationen in ganz Europa können die Nadelwälder (meist Fichten) aufgrund ihrer Flachwurzeln den Baum nicht mehr mit Wasser versorgen. Expertenprognosen im Hinblick auf die zukünftige Produktivität und Gesundheit der Nadelholzwälder sind alarmierend.

    b) Die Verschlechterung des Waldes führt zu einer Reihe von schwerwiegenden Folgen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die sozioökonomischen Faktoren der betroffenen Gebiete haben:

    - Verschlechterung der Holzqualität und Anfälligkeit für den Borkenkäfer. Der Landkreis Landsberg war in den letzten fünf Jahren bereits mit sinkenden Holzpreisen und kontinuierlichen Verlusten in der lokalen Forst- und Holzwirtschaft konfrontiert.

    - Durch ein speziell bei der Fichte gering entwickeltes Feinwurzelsystem im Vergleich zu Laubwäldern wird der Boden nicht durchlüftet. Das ist eine schlechte Basis für das Biodiversitätspotenzial, insbesondere für Regenwürmer. Der sinkende Grundwasserspiegel in dem Gebiet verschärft dieses Problem zusätzlich.

    - Degradierte Böden verlieren zudem relevante Wasserrückhalte- und Filterfunktionen. In den letzten Jahren musste die Stadt Landsberg a. Lech erstmals Trinkwasser aus den Nachbargemeinden zukaufen und sah sich mit dem Problem abnehmender Trinkwasserqualität konfrontiert.

  2. Durch den Mangel an überzeugenden Beweisen in den Zielgebieten fehlt die Wahrnehmung und damit auch die Bereitschaft zur Umsetzung von Maßnahmen seitens der Öffentlichkeit, relevanter Stakeholder-Gruppen und wichtiger Entscheidungsträger:innen.

  3. Es fehlen überzeugende sozioökonomische Berechnungsmodelle, die die von Wäldern, Boden und Wasser erbrachten Ökosystemleistungen erfassen und in Wert setzen.

  4. In vielen Behörden gibt es nicht genügend Kapazitäten, um die absolut notwendige Zusammenarbeit mit anderen Sektoren zu organisieren und umzusetzen.

  5. Es fehlt ein übergreifendes Netzwerk von praktischen Ratschlägen und Erkenntnissen, das den Entscheidungsträger:innen vor Ort unterstützt, politische Entscheidungen in die Praxis umzusetzen.

Ziele des Projekts

Das übergreifende Ziel des Projekts war es, durch dieses Beispiel auf Landkreisebene zur EU-weiten Akzeptanz, Verankerung und Umsetzung von nachhaltigeren Managementansätzen für Wald und Boden beizutragen. Das beinhaltete auch die Verknüpfung von ökologischen Aufwertungen im Forst- und Holzsektor und deren Inwertsetzung durch andere Sektoren und die Etablierung eines nachhaltigen Wirtschaftskreislaufs auf lokaler Ebene.

LIFE FutureForest war eingebettet in eine breitere Initiative, die Alpine Soils Partnership. Diese ist Teil der European and Global Soil Partnership, die im Rahmen des Interreg-B-Projekts "Links4Soils" gegründet wurde und sich speziell auf die konkrete und praktische Unterstützung der Politik auf lokaler Ebene gründet. LIFE FutureForest wollte die Pilotversuche in diesem Gebiet erweitern in Richtung eines funktionierenden, nachhaltigen und damit klimaresilienten sozioökonomischen Kreislaufs, unter Ausnutzung der vielfältigen Vorteile verbundener Ökosystemleistungen.

Das Projekt hat zu den folgenden, spezifischeren Zielen beigetragen:

  1. Beitrag zu einer EU-weiten ökologischen Umstrukturierung der Wälder durch angepasste lokale Maßnahmen, die sich auf verschiedene Stadien des Prozesses konzentrieren (Bestandsbegründung, Pflege, Ernten)

  2. Beitrag zur Messung und Inwertsetzung der folgenden Ökosystemleistungen:
    - Erhöhung der Holzmenge und -qualität für den Markt durch eine nachhaltige Entwicklung von Wald und Boden
    - Erhöhung der Bodenqualität durch besser belüfteten Boden
    - Erhöhung der Biodiversität durch die Begünstigung von Regenwürmern und der Gesamtheit weiterer Organismen, die helfen, reichhaltige Böden zu schaffen und zu erhalten und die damit verbundenen Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten
    - Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens des Waldes durch das Einbringen von geeignetem Laubholz
    - Erhöhung der CO2-Speicherkapazität des Waldes mit der messbaren Zunahme von der Erschließung des Bodens mit Feinwurzeln
    - Erhöhung der Trinkwasserverfügbarkeit und -qualität für die Region

  3. Erfassen des vielfältigen sozioökonomischen Nutzens durch eine sektorübergreifende Inwertsetzung der Ökosystemleistungen

  4. Verankerung dieser etablierten nachhaltigen sozioökonomischen Kreisläufe in einem größeren Netzwerk zur weiteren Verbreitung und Replikation

Wissenstransfer

Gefördert durch das Förderprogramm 'Life programme' der EU
Gefördert durch das Förderprogramm 'Natura 2000'

Publikationen

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