• Laufzeit: 01.04.2024 – 31.03.2027
  • Schwerpunkt: Erneuerbare Energien

Akzeptanz und Effekte von klimafreundlichen Antrieben in der Landwirtschaft (TrAkzeptanz)

Um Treibhausgasemissionen in der Pflanzenproduktion zu reduzieren und die Klimaschutzziele des Agrarsektors zu erreichen, zielt dieses Projekt darauf ab, die Marktdurchdringung klimafreundlicher Antriebe in der Landwirtschaft zu beschleunigen. Mit Hilfe von verschiedenen Arbeitsschritten (Ist-Analyse, Analyse von Chancen und Risiken, Untersuchung von Akzeptanz und Kaufmotiven, theoretischen Szenarien und praxisorientierten Fallstudien) werden Anreizmechanismen entwickelt, um den Übergang zu klimafreundlichen Antrieben in der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion voranzutreiben. Diese Anreizmechanismen und die dazugehörigen Projektergebnisse werden durch geeignete Formate an Landwirtinnen und Landwirte, den landwirtschaftlichen Maschinenhandel, Industrie-, Politik- und Pressevertretungen sowie die breite Öffentlichkeit kommuniziert.

Hintergrund und Motivation

Die Akzeptanz von klimafreundlichen Antriebstechniken in der Landwirtschaft ist bisher nur sehr wenig erforscht. Die Elektromobilität gewinnt jedoch auch in der Landwirtschaft zunehmend an Relevanz, wenngleich eine explorative Studie mehrheitlich kritische Stimmen von landwirtschaftlichen Betriebsleitern zu diesem Thema feststellte (Rübcke von Veltheim et al., 2021). In Bezug auf die sozioökonomische Akzeptanz von Biokraftstoffen sehen Stakeholder der EU Chancen für eine europaweite Etablierung von Biokraftstoffen, wenn diese mit den derzeitigen konventionellen Motoren und Tank-Infrastrukturen kompatibel sind und sie eine bessere Treibhausgasbilanz aufweisen können als fossile Energieträger (Dessi et al., 2022). Nach einer repräsentativen Befragung 2020 bewerten 65 % der deutschen Bevölkerung Biokraftstoffe als positiv, insbesondere dann, wenn für die Produktion von Biokraftstoffen heimische Rohstoffe verwendet werden (KANTAR, 2020).

Neben einem gelbblühenden Rapsfeld zeigen 2 Personen verschiedene Kanister von alternativen Kraftstoffen, 1 Person füllt einen Fragebogen aus.
Befragung von Landwirten zu ihrer Akzeptanz von alternativen Antriebsenergien für Traktoren © HSWT

Zielsetzung des Verbundprojekts

Übergeordnetes Ziel ist es, die Akzeptanz klimafreundlicher Antriebe in der Landwirtschaft am Beispiel „Traktor“ zu stärken und ihren vermehrten Einsatz zu fördern, um den Ausstoß von Treibhausgasen (THG) zu mindern und die Klimaschutzziele des Sektors Landwirtschaft zu erreichen.

Forschungsfragen

  1. Was ist der aktuelle Stand der Technik von alternativen Antrieben für Traktoren und wohin geht die Entwicklung?
  2. In welchem regulatorischen Rahmen erfolgen die Entwicklung, das Inverkehrbringen und der Einsatz von Traktoren mit klimafreundlichen Antrieben sowie die Bereitstellung erneuerbarer Antriebsenergien?
  3. Welche Chancen und Risiken für eine erfolgreiche Marktdurchdringung für alternative Antriebe von Traktoren sehen unterschiedliche Akteure?
  4. Wie hoch ist die Akzeptanz von Traktoren mit alternativen Antrieben bei Landwirten?
  5. Welche Anreizmechanismen müssen geschaffen werden, um die Marktdurchdringung von Traktoren mit alternativen Antrieben zu erhöhen?
  6. Welchen Beitrag können landwirtschaftliche Betriebe durch den Einsatz von Traktoren mit klimafreundlichen Antrieben zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten?

Vorgehensweise

Dazu werden zunächst der Entwicklungsstand alternativer Antriebe für Landmaschinen sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen mithilfe einer Literaturrecherche und Expertengesprächen aufgezeigt. Anhand von Befragungen der Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette („Stakeholder“) werden Hemmnisse und Beweggründe für die Umstellung auf klimafreundliche Antriebstechnologien identifiziert. In anschließenden Szenarien werden die mögliche Entwicklung der Marktdurchdringung erneuerbarer Antriebssysteme in der Landwirtschaft bis hin zum vollständigen Ersatz von fossilem Dieselkraftstoff abgebildet. Für diese Szenarien werden die Effekte auf nationaler Ebene, insbesondere hinsichtlich der THG-Einsparung, der THG-Minderungskosten sowie dem erforderlichen Energie- und Rohstoffbedarf ermittelt.

Daneben werden auf betrieblicher Ebene die Effekte bei der Umstellung auf klimafreundliche Antriebe mittels Fallstudien untersucht, in denen reale landwirtschaftliche Betriebe modellhaft auf einen Mix geeigneter Antriebstechnologien umgestellt werden. Die daraus folgenden betriebswirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen werden im Vergleich zum Status quo bewertet. Schließlich werden auf Basis der vorangegangenen Untersuchungsschritte und unter Berücksichtigung nationaler und betriebsspezifischer Effekte Anreizmechanismen erarbeitet, die den Umstieg auf klimafreundliche Antriebe in der Landwirtschaft forcieren helfen.

Mitwirkung von Kooperationspartnern und Praxis

„Im Projekt wollen wir herausfinden, welche Stellschrauben für diesen Wandel wichtig sind, um den Übergangsprozess erfolgreich zu gestalten“, so der Projektkoordinator Prof. Dr. Klaus Menrad, Professor für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe der HSWT am Campus Straubing der Technischen Universität München (TUM CS). „Außerdem befassen wir uns mit der Bereitschaft der Landwirte und der Landmaschinenindustrie auf neue Technologien umzustellen sowie mit den Anforderungen der Landwirte an einen solchen Traktor“, so Menrad.

„Das Forschungsteam am TFZ untersucht, welche Vor- und Nachteile mit der Nutzung von erneuerbaren Kraftstoffen und Elektroantrieben in der Landwirtschaft verbunden sind und welche Lösungen praxisgerecht sind. Außerdem werden die Treibhausgase analysiert und bilanziert – so finden wir heraus, wie hoch der Beitrag zum Klimaschutz tatsächlich ist“, beschreibt Dr. Edgar Remmele, Abteilungsleiter Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien, die Arbeiten des TFZ.

Im Projektverbund bildet der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE) die Schnittstelle von Forschung zur Praxis. „Wir sind als Verband mit allen Stakeholdern der Landwirtschaft, der Landtechnik sowie der erneuerbaren Mobilität eng vernetzt. Mit Ergebnisforen, Workshops und anderen Dialogformen sorgen wir dafür, dass alle relevanten Akteure einbezogen werden und die Projektergebnisse die Zielgruppen erreichen – von der Politik, über Landmaschinenhersteller, Lohnunternehmen bis hin zu den Landwirten“, so Bernd Geisen, Geschäftsführer des BBE.

Transfer

Die Ergebnisse aus dem Vorhaben werden durch die Mitwirkung der verschiedensten Akteure bei Workshops und Diskussionsrunden bereichert sowie validiert und anschließend in geeigneten Formaten Landwirtinnen und Landwirten, dem Landmaschinenhandel, der Industrie und Politik sowie der breiten Öffentlichkeit vermittelt.

Projektförderung

Das Projekt ist am 1. April 2024 mit einer Laufzeit von 36 Monaten gestartet und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Klimaschutz in der Landwirtschaft“ über den Projektträger Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir übergab hierfür am Dienstag, 14. Mai 2024, die symbolischen Förderurkunden in Höhe von insgesamt rund 1 Millionen Euro an die Projektleiter. Im Forschungsverbund arbeiten die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) und der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE) zusammen.

Insgesamt 10 Personen, jeweils 5 in der vorderen und 5 in der hinteren Reihe, davon 2 Frauen, in Businesskleidung beim Fotoshooting. Die Personen in der vorderen Reihe halten jeweils eine Förderurkunde hoch.
Bundesminister Cem Özdemir (unten, 3. v. l.) überreicht die symbolischen Förderbescheide an Bernd Geisen, Geschäftsführer des Bundesverbands Bioenergie e.V., Prof. Dr. Klaus Menrad, Projektkoordinator an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf am TUM Campu © BMEL

Das Vorhaben stimmt mit den Zielen der Förderrichtlinie überein, indem es die Voraussetzungen sowie die ökologischen und sozioökonomischen Wirkungen der Klimaschutzmaßnahme „Umstellung auf klimafreundliche Traktoren“ untersucht und den Transformationsprozess durch die Einbindung vieler Akteure beschleunigt. Bei einem vollständigen Ersatz von Dieselkraftstoff durch nachhaltige klimafreundliche Antriebsenergien könnten so rund 5 Mio. t Treibhausgase („Tank-to-wheel“) eingespart werden.

Das Projektkonsortium setzt sich aus Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen mit hoher Expertise in der vorgeschlagenen Themenstellung zusammen und gewährleistet so die erfolgreiche Durchführung des Vorhabens mit entscheidendem Kenntniszuwachs und Wissenstransfer in die Praxis.

Verbundprojektleitung

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