Revitalisierte Auwälder - Dynamik und Resilienz im Zeichen der Multifunktionalität (A-DUR)
Mit der großzügigen Ausweisung der „Auwälder an der Mittleren Isar“ als Naturwald nach Bayerischem Waldgesetz Art. 12a Abs. 2 wird die holzwirtschaftliche Nutzung weitgehend zugunsten anderer Ökosystemleistungen (Klima- und Hochwasserschutz, Biodiversität, Naherholung, Wildtiermanagement etc.) eingestellt. Das Forschungsvorhaben untersucht die Auswirkungen der Nutzungsänderung auf Natur und Gesellschaft und erarbeitet evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für das Management dieses ballungsraumnahen Waldgebietes.
Hintergrund
Durch Landnutzungswandel gehören Flüsse und Auwaldsysteme zu den am stärksten veränderten Ökosystemen Mitteleuropas. Wasserbauliche Eingriffe haben zum Verlust vieler Ökosystemleistungen geführt. Die lebensraumtypische Baumartenvielfalt der Auwälder ist zunehmend durch Klimawandel, Pathogene (Ulmensplintkäfer, Wurzelhalsfäule, Eschentriebsterbe) und invasive Neophyten gefährdet.
Auwälder spielen eine besondere Rolle für den Klimaschutz und die Erreichung der Klimaziele. Leistungen wie Kohlenstoffbindung, Nährstoffkreisläufe, Grundwasserbildung, Erosionsschutz, Frischluftbildung, Habitatfunktion, Bestäubung, Lärmschutz und Naherholung sollen auch künftig in ihrer Vielfalt gewährleistet sein.
Zielsetzungen des Verbundprojekts
Als Grundlage für eine Revitalisierung der Auwälder wird die standörtliche Abhängigkeit von Biodiversität und Ökosystemfunktionen untersucht, künftige Entwicklungsszenarien werden bewertet und Empfehlungen für Wiederherstellung und Management werden entwickelt.
Zur Steigerung des Bewusstseins für Auwälder und Ökosystemleistungen bei Bevölkerung und Entscheidungsträger:innen werden relevante Stakeholder in Verwaltungen, Gemeinden und Verbänden durch Citizen Science und Workshops eingebunden. Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) entwickeln digitale Instrumente für die Besucherlenkung. Die Ergebnisse sollen auf ähnliche Auwaldsysteme in Deutschland übertragbar sein.A-DUR ist ein Verbundprojekt der Technischen Universität München (TUM), der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), der Forstverwaltung Bayern, des BUND Naturschutz Bayern, von Scientes Mondium und Green Solution unter Leitung von Prof. Dr. Peter Annighöfer (TUM). Die HSWT ist verantwortlich für das Teilprojekt „Prozessschutz versus Artenschutz“ mit Projektleitung durch Prof. Dr. Jörg Ewald und stellvertretendem Projektleiter Prof. Dr. Volker Zahner. Weiterhin ist die HSWT mit Prof. Dr. Andreas Rothe an dem Teilprojekt „Walddynamik und Kohlenstoffbindung“ beteiligt, in dem unter Leitung von Prof. Dr. Peter Annighöfer die Waldstruktur, Walddynamik und Kohlenstoffspeicherung der Auwälder nach Nutzungsaufgabe untersucht wird.Themen der HSWT im Teilprojekt „Prozessschutz versus Artenschutz“
- Einrichtung des Stichprobennetzes unter Berücksichtigung von Standorts- und Nutzungsgradienten
- Erfassung der multitrophischen Diversität (epiphytische Moose, Gefäßpflanzen, Fluginsekten, Tagfalter, Vögel)
- Ergänzung der wissenschaftlichen Daten durch Citizen Science
- Identifikation von gebietstypischen Zielarten und Schlüssellebensräumen für das Naturschutzmanagement
- Analyse von Zielkonflikten zwischen Prozessschutz, Artenschutz und Erholungsnutzung
- Erstellung eines Waldnaturschutzkonzepts