Geht’s auch ein bisschen schneller? Aussagen der genomischen Zuchtwerte für Melkbarkeit über den Milchfluss, die Eutergesundheit und die Nutzungsdauer

Mit der Verfügbarkeit genomischer Zuchtwerte von weiblichen Kälbern auf den Milchviehbetrieben mit Herdentypisierung oder aus dem Projekt KuhVision ist vieles möglich geworden. Kälber können direkt nach der Geburt anhand ihrer Zuchtwerte selektiert werden. Ein Selektionskriterium, das sich viele Betriebe zunutze machen, ist der Zuchtwert für die Vorhersage der Melkbarkeit gRZD. Bei 998 Kühen mit genomischen Zuchtwerten aus dem Projekt KuhVision im RBB-Zuchtgebiet lagen weiterhin Ergebnisse aus der Klassifizierung vor, bei der neben der Exterieurbeurteilung auch das tatsächliche Minutengemelk gemessen wurde. Zur Bewertung der Mastitishäufigkeit wurden die Daten aus den Kuh-Visions-Betrieben um die Daten aus den RBB-Testherden mit Gesundheits-Diagnosemeldungen für den Zeitraum April 2017 bis März 2020 erweitert. Die Diagnosemeldungen erstrecken sich über die erste bis dritte Laktation, wenn die Kuh diese erreichte. Zur Bewertung der Auswirkung der Melkbarkeit auf die Nutzungsdauer wurden alle ab dem Jahr 2000 in Brandenburg klassifizierten Kühe mit DMG-Messung, die außerdem bereits abgegangen waren, untersucht. Insgesamt befanden sich 73.419 Kühe im Datensatz. Die durchschnittliche Lebensdauer dieser Tiere beträgt 4,81 Jahre.

Die Ergebnisse aus den KuhVisions-Betrieben, in denen alle Kälber nach der Geburt genotypisiert werden, konnten zeigen, dass die Melkbarkeit mittels des genomisch unterstützten Zuchtwertes gRZD bereits als Kalb zuverlässig vorhergesagt werden kann. Durchschnittlich beträgt der erreichte gRZD bei den untersuchten weiblichen Tieren 102 zum Zeitpunkt des ersten geschätzten Zuchtwertes und damit zum möglichen Selektionszeitpunkt auf dem Betrieb. Das Minutengemelk liegt im Durchschnitt aller klassifizierten Kühe bei 2,70 kg Milch pro Minute. Vergleicht man nun Kühe mit einem unterdurchschnittlichen gRZD (76-87) mit Kühen in der höchsten gRZD-Gruppe (124-135), so ergibt sich eine tägliche Differenz in der erreichten Melkzeit bei einer angenommenen Milchmenge von 30 Mkg pro Tag von über 6 Minuten. Anhand der Daten aus den Brandenburger Testherden kann eine schlechtere Eutergesundheit bei Kühen mit besonders niedrigem oder hohem DMG nicht generell nachgewiesen werden. Der Milchfluss ist damit keine wesentliche Einflussgröße auf die Eutergesundheit, was auch in der Literatur nicht einheitlich nachgewiesen werden konnte. Die Nutzungsdauer von Kühen ist nur bei sehr langsam melkenden Kühen (DMG < 1 kg/min) verringert. Kühe mit einem derart schlechten Milchfluss werden deutlich früher gemerzt als Kühe mit einem durchschnittlichen Minutengemelk. Aus diesem Grund sollte eine Selektion dieser Tiere bereits als Kalb erfolgen, wenn der gRZD bereits ein weit unter dem Populationsmittel liegenden Wert vorhersagt (gRZD <88). Der Einsatz von Bullen mit einem hohen gRZD auf langsam melkende Kühe ist in jedem Fall zu befürworten, um den Herdendurchschnitt langfristig auf ein höheres Niveau zu bringen und in der nächsten Generation schwermelkende Kühe zu vermeiden.

Publikationsart
Zeitschriftenbeiträge
Titel
Geht’s auch ein bisschen schneller? Aussagen der genomischen Zuchtwerte für Melkbarkeit über den Milchfluss, die Eutergesundheit und die Nutzungsdauer
Medien
Blickpunkt Rind
Heft
2
Band
2020
ISBN
1861-3969
Autoren
Dr. Saskia Meier
Herausgeber
Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg eG, RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, LKV – Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg eV
Seiten
14-17
Veröffentlichungsdatum
01.09.2020
Zitation
Meier, Saskia (2020): Geht’s auch ein bisschen schneller? Aussagen der genomischen Zuchtwerte für Melkbarkeit über den Milchfluss, die Eutergesundheit und die Nutzungsdauer. Blickpunkt Rind 2020 (2), S. 14-17.