Korbinian und der Bär

Prof. Dr. Volker Zahners vor Publikum im Hörsaal an der Fakultät Wald und Forstwirtschaft am Campus Weihenstephan.
© Josef Gangkofer

Beim Auftakt der HSWT-Veranstaltungsreihe anlässlich 1.300 Jahre Korbinian ging es auf die Spuren einer der bekanntesten Legenden Freisings.

Der Legende nach riss ein Bär das Lasttier des Heiligen Korbinians. Daraufhin ließ er den Bären sein Gepäck bis nach Rom tragen, wo er ihn wieder frei ließ. Dieser Vorfall brachte den Bären auf das Wappen der Stadt Freising, durch das er noch heute bepackt wandert. Doch könnte das wirklich so geschehen sein? In seinem Vortrag Mitte April nahm Volker Zahner, Professor für Zoologie, Wildtierökologie, Entomologie, mit auf eine Spurensuche in die Vergangenheit. Die Veranstaltung bildete den Auftakt der HSWT-Reihe zum Korbianiansjubiläum 2024.

Ein Allesfresser, der Angst vor Menschen hat

Im Hörsaal der Fakultät Wald und Forstwirtschaft wurde eines schnell klar: wer die Legende um Korbinian und den Bären besser verstehen möchte, muss detektivisch vorgehen. Der Geschichte nach machte der Bischof auf dem Weg zum Papst mit seinem Gefolge Rast in Tirol, als ein Bär deren Esel tötete. Als Ersatzlasttier wird daraufhin der Bär gesattelt. Dieses Ereignis wird Korbinian als Wunder zugeschrieben. Kann sich dieses so ereignet haben? Wenn ja, dann muss der „Tatort“ in den Bergen gewesen sein, so Professor Zahner. Denn Bären seien sehr menschenscheu und lebten damals im Alpenraum.

Aber wer war der Bär, der Korbinians Gepäckträger wurde? Ist dieser männlich oder weiblich gewesen? Der Zoologe gab seinem Publikum viele spannende Infos. Zum Beispiel, dass der Allesfresser sich in erster Linie vegetarisch von Beeren, Früchten, Pilzen und Nüssen ernährt. Der Rest seiner Ernährung besteht vorwiegend aus Insekten und Aas. Die säugenden Mütter haben einen höheren Energiebedarf und bevorzugen proteinreiche Kost. Sie meiden zudem die männlichen Bären, die vor allem in der Paarungszeit eine Gefahr für ihre Jungen sein können, und suchen daher die Nähe des Menschen.  

Ist der Bär ein Symbol für Korbinian?

Professor Zahner lenkt die Zuhörenden noch auf eine andere Spur: vielleicht ist der Bär aus der Legende als ein Symbol oder eine Botschaft zu verstehen. Der Bär steht für Stärke, Weisheit, aber auch Wildheit. Attribute, die mit Korbinian in Verbindung gebracht werden könnten? Der Bischof war eng mit seiner Umwelt und der Natur verbunden. Obwohl er aus einer wohlhabenden Weinhändlerfamilie kam, lebte er eine Zeit lang alleine in einer Hütte im Wald, wo viele Menschen seinen Rat suchten. Ob sich die Legende also wirklich so zugetragen hat? „Sie haben es in der Hand, für was Sie sich entscheiden“, sagt Zahner zum Abschluss der Veranstaltung.  

Alle HSWT Veranstaltungen im Jubiläumsjahr finden Interessierte im Veranstaltungskalender als auch im Programm der Stadt Freising.

Volker Zahner spricht in ein Mikrofon und steht vor einer Tafel im Hörsaal.
Volker Zahner ist seit 2002 HSWT-Professor für Zoologie, Wildtierökologie und Entomologie. © Josef Gangkofer